"Ein Stern in unmittelbarer Nähe des Herzens",
so charakterisierte Max Reinhardt einst das Wesen dieses außergewöhnlichen
Künstlers.
Michael Tschechow, Neffe des berühmten Dichters
Anton Tschechow, war Zeit seines Lebens auf der Suche nach seinem
Theater, dem "Theater der Zukunft", wie er es nannte.
Im Alter von 21 Jahren, wurde Tschechow in das
Ensemble des Moskauer Künstlertheaters (McHAT) aufgenommen.
Konstantin Stanislawski erkannte damals, daß hinter Tschechow´s
melancholischem Blick der Geist eines Genies schlummerte. Schon
bald avancierte Tschechow zu einem der bedeutendsten Künstler
des McHAT.
"Wenn Sie meine Methode verstehen wollen, so
müssen sie Michael Tschechow ansehen", äußerte
Stanislawski einst. Aber dennoch stammte die Sprache von Tschechow
und Stanislawski aus verschiedenen Welten. Tschechow´s Idee
des modernen Theaters widersprach in vielem denen des Altmeisters
Stanislawski. Nach dem Tode Wachtangows übernahm Tschechow
die Leitung des 2. Moskauer Künstlertheaters. Hier konnte
er Erfahrungen sammeln und die Grundlage seiner Methode entwickeln.
Eine eigenwillige und gewagte Hamlet-Interpretation regte den
Widerstand vieler Kollegen und kurz darauf den der stalinistischen
Herrscher. Tschechow mußte Rußland verlassen und ging
nach Berlin. Es folgte eine rastlose Zeit in Europa. Tschechow
arbeitete im Baltikum, in Paris, Wien und Berlin. Während
dieser Zeit intensivierte er neben seiner künstlerischen
Arbeit seine Studien in Anthroposophie, die immer mehr die Grundlage
seiner Arbeit bildeten.
Während einer Amerikatournee "entdeckte"
ihn Beatrice Straight in einer Vorstellung am Broadway und lud
ihn nach Dartington-Hall (England) ein, um dort eine Schauspielschule
zu gründen.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges siedelte die
Schule nach Ridgefield (Connecticut - USA) über. Es wurde
das Tourneetheater, die "Chekhov-Players" gegründet, das
sehr erfolgreich in den Staaten aufführte. Die Gruppe zerfiel,
da einige Schauspieler zum Fronteinsatz beordert wurden. Die letzten
Jahre seines Lebens verbrachte Tschechow in Hollywood. Er arbeitete
in verschiedenen Filmproduktionen als Schauspieler und nahm wieder
Schüler auf - darunter namhafte Schauspieler wie Marilyn
Monroe, Yul Brunner, Anthony Quinn u. a.. Während dieser
Zeit verfasste er auch sein schauspielmethodisches Werk "To the
Actor", das nach seinem Tod im Jahre 1955 zunächst für
mehrere Jahre in Vergessenheit geriet.
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